Friedrich Merz zeichnete seine Neujahrsansprache schon vor Tagen auf | Politik

Berlin – Wenn das mal gut geht! Die für Silvester geplante TV-Neujahrsansprache von Bundeskanzler Friedrich Merz (70, CDU) kommt aus der Konserve.

Ein Sprecher der Bundesregierung bestätigte BILD-Informationen, wonach die Rede bereits am Freitag vor Heiligabend aufgenommen worden ist. Das habe „logistische“ Gründe und Planungsgründe gehabt.

► Möglicher Hintergrund: Die Ansprachen werden traditionell immer im Kanzleramt aufgezeichnet. Merz aber nahm als letzten offiziellen Termin am Montag schon zu Hause bei sich im Sauerland die Einweihung der neu gebauten Autobahn-Rahmedetalbrücke wahr. Danach war eine Festtags-Funkstille für den Regierungschef fernab von Berlin vorgesehen. Auch ein Kanzler muss mal durchatmen. In den Anstalten hatte die Entscheidung des Kanzlers aber für Irritationen gesorgt. Denn: Wenn noch etwas geschieht, kann der an die Nation gerichtete Text der Ansprache schnell inaktuell wirken.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier entzündete bei seiner Weihnachtsansprache ein Licht

Foto: ddp/action press

Zum Vergleich: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm seine Weihnachtsansprache erst Montagabend auf, bereits Donnerstagabend soll sie zu sehen sein.

Steinmeier weiß, wie schnell so eine Sendung überholt sein kann. Seine Leute im Schloss Bellevue erinnern sich nur zu gut daran, dass der Präsident vergangenes Jahr zweimal eine Ansprache aufnehmen musste, da genau an dem Abend, als seine Ansprache im Kasten war, das Attentat auf den Weihnachtsmarkt von Magdeburg das Land erschütterte. Und somit eine völlig neue Ansprache notwendig wurde.

Helmut Kohl bei seiner TV-Neujahrsansprache, die versehentlich 1985 und 1986 ausgestrahlt wurde

Helmut Kohl bei seiner TV-Neujahrsansprache, die versehentlich 1985 und 1986 ausgestrahlt wurde

Foto: ullstein bild

Merz indes mag sich noch an die historische Panne mit einer ARD-Neujahrsansprache des früheren Kanzlers Helmut Kohl (CDU, starb im Jahr 2017) erinnern. Die ARD hatte am Silvesterabend 1986 eine Ansprache ausgestrahlt, an deren Ende Kohl den Bürgern alles Gute für das Jahr 1986 wünschte – und nicht, wie es richtig gewesen wäre, für das Jahr 1987. Das war aber kein Lapsus von Kohl, sondern ein Fehler der Regie, die die Bänder vertauscht hatte. Deshalb wurde aus Versehen die ein Jahr alte Sendung erneut ausgestrahlt. Kein Zuschauer oder TV-Verantwortlicher hatte vorher registriert, dass die Ansprache vom Kanzler schon mal gehalten worden war. Sie war sozusagen zeitlos.

Die Bundesregierung teilte mit, dass Merz sich bereithält, sollte aus Gründen der Aktualität eine neue Aufnahme nötig sein.